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Handbuch fir Autismus a
Schoulinklusioun zu Lëtzebuerg

Kulturelle Unterschiede in der Begleitung autistischer Schüler: Erfahrungen und Empfehlungen

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Eine Luxemburger Gymnasiallehrerin berichtet von ihren Erfahrungen mit kulturell bedingten Herausforderungen bei der Begleitung autistischer Schüler. Der Artikel bietet praktische Empfehlungen für Lehrkräfte zur interkulturellen Kommunikation und zeigt, wie der SePAS dabei unterstützen kann, kulturelle Barrieren zu überwinden.

Herausforderungen im interkulturellen Kontext

Der Umgang mit Autismus und Neurodivergenz stellt sich im interkulturellen Kontext als besonders sensibles Thema dar. Als Lehrerin an einem Gymnasium habe ich verschiedene Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Familien unterschiedlicher kultureller Hintergründe gesammelt.

Ein besonders prägnantes Beispiel war der Fall eines Schülers aus einer asiatischen Familie, der im schulischen Umfeld nicht verbal kommunizierte. Obwohl sein nonverbales Verhalten deutlich zeigte, dass er mit uns in Kontakt treten wollte, blieb die verbale Kommunikation aus. Die Eltern, die Schwierigkeiten mit Französisch und Englisch hatten, versicherten über einen Übersetzer, dass ihr Sohn zu Hause normal spreche. Sie lehnten jegliche Diskussion über mögliche Neurodivergenz kategorisch ab, obwohl von schulischer Seite nie von „Abnormalität“ gesprochen wurde.

Der Schüler zeigte gute akademische Leistungen, solange keine mündliche Beteiligung erforderlich war. Da er zum damaligen Zeitpunkt minderjährig war und die Eltern nicht kooperierten, waren unsere Handlungsmöglichkeiten im schulischen Bereich stark eingeschränkt. Erst mit seiner Volljährigkeit eröffneten sich neue Möglichkeiten für diagnostische Tests und gezielte Unterstützung.

Empfehlungen für die interkulturelle Kommunikation

Im Umgang mit Familien aus verschiedenen Kulturkreisen hat sich ein sensibler und professioneller Ansatz als besonders wichtig erwiesen. Lehrkräften rate ich, sich nicht zu scheuen, die Unterstützung des SePAS (Service psycho-social et d’accompagnement scolaires) in Anspruch zu nehmen. Es ist wichtig anzuerkennen, dass wir als Lehrkräfte Expert*innen in unserem Fachgebiet sind, aber nicht alle Aspekte der interkulturellen und psychosozialen Arbeit abdecken können.

In der Kommunikation mit den Eltern ist es essentiell, den luxemburgischen Kontext zu verdeutlichen. Wir erklären, dass in Luxemburg viele Unterstützungsmöglichkeiten existieren und die Inanspruchnahme von Hilfe gesellschaftlich akzeptiert ist – oft mehr als in den Herkunftsländern der Familien.

Diese Information wird häufig mit Überraschung und anschließender Akzeptanz aufgenommen. Dennoch gibt es auch schwierigere Fälle, bei denen ein längerer Prozess der Überzeugungsarbeit notwendig ist. In manchen Situationen müssen wir auch akzeptieren, dass unsere Unterstützungsangebote nicht angenommen werden.

Die Erfahrung zeigt, dass kulturelle Sensibilität, Geduld und professionelle Unterstützung durch spezialisierte Dienste Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Familien unterschiedlicher kultureller Hintergründe sind.



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