Eine erfahrene Gymnasiallehrerin teilt ihre Erkenntnisse zur Zusammenarbeit mit Familien autistischer Schüler*innen. Sandy Morais erklärt, wie die Kooperation zwischen Lehrkräften, Eltern und dem schulpsychologischen Dienst (SePAS) gelingt und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.
Zusammenarbeit mit Eltern und dem schulpsychologischen Dienst
Als Gymnasiallehrerin möchte ich meine Erfahrungen im Umgang mit autistischen Schüler*innen sowie deren Familien teilen. Dabei liegt mir besonders am Herzen, die wichtige Rolle des schulpsychologischen Dienstes (SePAS) hervorzuheben und praktische Empfehlungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu geben.
Professionelle Kommunikation mit Eltern
Im Umgang mit Eltern autistischer Schüler*innen oder bei Verdacht auf Autismus hat sich eine enge Zusammenarbeit mit dem schulpsychologischen Dienst als unverzichtbar erwiesen. Es ist äußerst wichtig, den SePAS bei allen Elterngesprächen einzubeziehen, sei es bei regulären Elternabenden oder bei Einzelgesprächen in unserer Funktion als Klassenlehrer*in.
Die Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen und Pädagog*innen des SePAS verfügen über eine spezielle Ausbildung für die verschiedensten Situationen und können somit professionell auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingehen.
Als Lehrkraft sollten wir uns darauf konzentrieren, eine offene und ehrliche Kommunikation zu pflegen. Spezifische Fragen überlassen wir dabei den SePAS-Mitarbeitenden, da wir als Lehrkräfte nicht über alle notwendigen Informationen oder Fortbildungen verfügen. Diese transparente Aufgabenverteilung hat sich in der Praxis sehr bewährt.
Vorgehen bei Verdacht auf Autismus
Wenn wir bei einem*r Schüler*in Anzeichen für Autismus bemerken, ist ein strukturiertes Vorgehen besonders wichtig. Der erste Weg führt immer zum SePAS, wo wir die Situation und unsere Beobachtungen konkret schildern. Der schulpsychologische Dienst übernimmt dann die weitere Koordination des Prozesses.
Bei minderjährigen Schüler*innen nimmt der SePAS zunächst telefonischen Kontakt mit den Eltern auf und führt eine systematische Befragung durch. Falls die Kommunikation am Telefon nicht ausreichend ist, wird ein persönliches Gespräch in der Schule vereinbart.
In vielen Fällen stellt sich dabei heraus, dass die Eltern bereits von der Situation wissen und sogar schon Diagnosen vorliegen, die der Schule bislang nicht übermittelt wurden. Diese Situationen können dann nachträglich geklärt werden.
Besondere Herausforderungen
Eine besondere Herausforderung in unserer Arbeit entsteht, wenn Eltern eine mögliche Neurodivergenz ihres Kindes nicht akzeptieren möchten. Die Erfahrung zeigt, dass Autismus für manche Eltern noch immer mit einem Gefühl der Scham verbunden ist.
Der Mangel an Information und Aufklärung ist in diesem Bereich noch sehr ausgeprägt und kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung der betroffenen Schüler*innen haben.
In solchen Situationen ist es wichtig, dass wir als Lehrkräfte professionell und sachlich bleiben und uns auf die Expertise des SePAS stützen. Wir können Informationen und Unterstützung anbieten, müssen aber auch den Prozess der Eltern respektieren. Dabei behalten wir stets das Wohl des Kindes im Fokus unseres Handelns.
Die jahrelange Erfahrung im Schulalltag hat gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, SePAS und Eltern der Schlüssel zum Erfolg ist.
Nur durch offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis können wir die bestmögliche Unterstützung für unsere Schüler*innen gewährleisten. Diese Zusammenarbeit erfordert von allen Beteiligten Geduld und Verständnis, führt aber zu den besten Ergebnissen für die schulische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.