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Handbuch fir Autismus a
Schoulinklusioun zu Lëtzebuerg

Tipps für Selbst­akzeptanz und Stress­bewälti­gung

Illustration von Sprechblasen

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Im abschließenden Teil des dreiteiligen Interviews beschreibt die Diplom-Psychologin Sonja Franziska Schröter, wie autistische Menschen ihre Selbstakzeptanz stärken können. Sie gibt Beispiele von Stresssituationen, die Vermeidung davon, und erklärt, warum geplante Erholungsphasen so wichtig sind.

Wie hilfst du deinen Klient*innen, die Selbstablehnung zu reduzieren und die Selbsterkenntnis zu erhöhen?

Zunächst ist Psychoedukation ein wichtiger Bestandteil der Sitzungen. „Atypische“ neurologische Entwicklungen sind natürliche menschliche Unterschiede. Es ist nicht minderwertig, es ist einfach nur „anders“ und genauso legitim wie neurotypische Entwicklungen.

Die Konzentration wird auf die Stärken gelegt und auf die notwendigen Verhaltensweisen, die diese Stärken brauchen, um zutage treten zu können. Ich muss mein eigenes Gehirn verstehen und mögen und nicht mehr dagegen arbeiten.

So ist es beispielsweise für viele Menschen sehr wichtig routiniert zu leben, Pläne zu haben und sich daran halten zu können, Pausen zu integrieren und möglichst Spontaneität zu vermeiden.

Insbesondere Masking wird thematisiert, um sich nicht zu überfordern und einen angemessenen Umgang damit zu finden.

Was sind einige häufige Stresssituationen?

Alles was spontan und unvorhergesehen und unvorbereitet passiert, ist nicht immer gut verarbeitbar. Soziale Interaktionen per se können als Stresssituation erlebt werden, insbesondere wenn es schwer fällt, die nonverbale Sprache zu lesen, Mimik zu erkennen oder manche Redewendungen noch unbekannt sind.

Wenn Menschen aufgefordert werden, etwas gegen ihr Interesse oder gegen ihre Überzeugung zu erledigen, kann das ebenfalls Stress auslösen. Dabei ist immer zu beachten, dass Stressauslöser individuell sind. In den Sitzungen werden Situationen analysiert und gemeinsam Strategien besprochen, um mit dem Stress adäquat umzugehen oder den Stressauslöser aus dem Leben zu eliminieren.

Welche Bewältigungsstrategien helfen vielen gut?

Das ist individuell sehr unterschiedlich. Allgemein gesprochen gilt für uns alle, dass Routinen und Pläne für Sicherheit sorgen. Ebenfalls Bewusstseinsprozesse in Gang setzen, indem das Individuum die eigenen Hintergründe für eigene Verhaltensweisen versteht.

Wie empfiehlst du autistischen Menschen, ihre Erholungsphasen zu gestalten bzw. auf welche Ideen kommen sie selbst? 

Meist ist es wichtig, auch die Erholungsphasen zu planen. Einfach nur sagen, da habe ich Zeit für mich, kann zur Überforderung führen. Egal welche Verhaltensweise zur Entspannung führt, dieser soll dann Raum gegeben werden.

Das „atypische“ Gehirn ist oftmals in „extremer“ Weise beschäftigt und die Steuerung der aufkommenden Gedanken kann oftmals schwerfallen. Insofern ist es unabdingbar, dass die Menschen Pausen machen, um dem Gehirn eine Erholung geben zu können.