Carla Carvalho, Leiterin einer Service d’éducation et d’accueil (SEA), teilt ihre praktischen Erfahrungen zur erfolgreichen Inklusion autistischer Kinder. Sie betont die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten und gibt konkrete Empfehlungen für Eltern, pädagogisches Personal und Ministerien.
Welche Fallbeispiele hast du klar vor Augen, haben dich beeinflusst oder einen Eindruck bei dir hinterlassen?
Wir begleiten jedes Jahr Kinder. Inklusion ist nur möglich, wenn alle, die mit dem Kind arbeiten, zusammenarbeiten und die Eltern intensiv eingebunden werden. Auch die anderen Kinder sollten informiert und sensibilisiert werden. Sie sind ebenfalls eine große Ressource, damit Inklusion gelingt. (Ich darf keine konkreten Fallbeispiele verwenden.)
Was würdest du Eltern empfehlen oder ans Herz legen?
Die Eltern sollten direkt Kontakt zu den Personen aufnehmen, die das Kind begleiten werden. Sie kennen ihr Kind am besten. Sie sollten sich für die Rechte ihres Kindes einsetzen und alle verfügbaren Ressourcen nutzen. Außerdem sollten sie nicht aufgeben und dem Prozess eine Chance geben. Alles braucht seine Zeit.
Was würdest du Pädagog*innen und Lehrpersonen empfehlen oder ans Herz legen?
Sie sollten sich unbedingt in das Thema einarbeiten. Sie brauchen Basiswissen (Tagesstrukturierung, PECS usw.). Sie sollten einen engen Kontakt zu den Eltern pflegen und sie stets mit einbeziehen. Sie sollten das Kind ganzheitlich betrachten und sich auf das Kind einlassen. Sie sollten ressourcenorientiert arbeiten und immer eine lösungsorientierte Herangehensweise im Kopf haben.
Was würdest du (autistischen) Kindern empfehlen oder ans Herz legen?
Zunächst würde ich ihnen sagen, dass jeder Mensch anders ist. Jeder hat Dinge, die er gut kann, und andere, die schwieriger sind. Ich würde ihnen raten, sich mitzuteilen und den Menschen immer konkret zu sagen, ob und welche Unterstützung sie benötigen. Sie sollten sich auch stets für ihre Rechte einsetzen. Inklusion ist ein Recht, das noch zu oft missachtet wird.
Was würdest du den Ministerien empfehlen oder ans Herz legen?
Die Ministerien sollten sich an innovativere Ansätze heranwagen und keine Angst haben, anzuecken. Wir brauchen ein neues Verständnis von Inklusion. Es darf kein starres Konzept sein. Inklusion ist so vielseitig wie die Menschen auf der Welt. Man sollte ohne große administrative Hürden sehen können, was konkret gebraucht wird, dies zeitnah umsetzen und dabei auch übergreifend zwischen verschiedenen Diensten arbeiten.
Wir brauchen keine neuen Dienste, sondern besser vernetzte bestehende Dienste. Unsere Ressourcen sollten effizienter eingesetzt werden.