Drei engagierte Akteurinnen aus dem Bildungs- und Sozialbereich teilen ihre Erfahrungen mit der fragmentierten Unterstützungslandschaft für Autismus in Luxemburg. Sie berichten von überlasteten Eltern, verwirrenden Strukturen und dem dringenden Bedarf nach einer zentralen Anlaufstelle für Information und Beratung.
Die Unterstützung von autistischen Menschen in Luxemburg ist vielfältig – aber oft schwer zu durchschauen. Isabelle Marinov, Carla Carvalho und Barbara Hippler, drei Frauen aus unterschiedlichen Bereichen sprechen über ihre Erfahrungen und die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung.
Die Situation für Betroffene und Angehörige ist oft unübersichtlich. Wie erleben Sie das in Ihrer täglichen Arbeit?
Isabelle Marinov kennt die Herausforderungen aus eigener Erfahrung: „Ich erhalte eine Menge Anfragen von Leuten, die jemanden mit einem autistischen Kind oder Jugendlichen kennen und die sich verloren fühlen, weil sie nicht wissen, wo sie sich hinwenden können.“
Carla Carvalho, Sozialpädagogin und Verwaltungsbeauftragte einer Bildungs- und Betreuungseinrichtung (service d’éducation et d’accueil – SEA) für Kinder, bestätigt diese Einschätzung. „Mit all den Abkürzungen und Diensten findet man sich nicht mehr zurecht“, erklärt sie. In ihrer Einrichtung habe der Service Incluso sehr geholfen: „Sie haben uns ganz einfach und konkret unterstützt.“
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es bereits?
„Es gibt ja vieles, aber man muss es herausfinden“, berichtet Isabelle Marinov aus ihrer Erfahrung. Sie selbst habe viele Informationen über das CHL erhalten, nachdem in der Kindertagesstätte erste Anzeichen erkannt wurden. „Wir haben damals viel gemacht, von Reittherapie über Musiktherapie bis hin zu Ergotherapie, Psychomotorik und Airtramp.“
Auch die administrativen Aspekte spielen eine wichtige Rolle, wie Isabelle Marinov ergänzt: „Man muss verschiedene Schritte unternehmen, um Unterstützung zu beantragen, sei es für eine Hilfskraft im Unterricht oder spezielle Anpassungen.“
Was wäre nötig, um die Situation zu verbessern?
Barbara Hippler, Sonderpädagogin, sieht konkreten Handlungsbedarf bei der Aufklärung: „Wichtig sind Informationen zu Autismus mit verbaler und nonverbaler Kommunikation sowie die Klärung von Begriffen wie ’sensory overload‘ oder ‚meltdown‘.“ Für die Aufklärung von Eltern und Kindern nutzt sie häufig Ellas Blog als Ressource.
Einen wichtigen Ansatz sieht Barabara Hippler in regelmäßigen Treffen einer Autismus-Gruppe: „Das wäre sinnvoll, um verschiedene Institutionen zusammenzubringen und in den Austausch zu kommen, was es an Förderung gibt und wie es eventuell besser umgesetzt werden kann.“
Carla Carvalho betont ebenfalls die Bedeutung der Vernetzung: „Meiner Meinung nach muss viel stärker vernetzt gearbeitet werden.“ Ihr Wunsch ist klar: „Ich fände es großartig, wenn alle Informationen an einem Ort verfügbar wären, der für jeden zugänglich ist.“
Die Expertinnen in ihrem Gebiet sind sich einig: Eine zentrale Anlaufstelle und bessere Vernetzung könnten den Zugang zu Informationen und Unterstützung deutlich erleichtern – sowohl für Betroffene und ihre Familien als auch für Fachkräfte.